Gesetzliche Rente: Zwischen Skepsis und Handlungsbedarf
Florian Anderl 10.11.2025 Allgemeines
Der neue Altersvorsorge-Report 2025 der Deutschen Bank, erstellt in Kooperation mit dem Institut Civey, zeigt ein deutliches Stimmungsbild: Deutschland steckt in einer Vertrauenskrise, was die Altersvorsorge betrifft.
83 % der Befragten zweifeln an der langfristigen Stabilität des Systems – 2019 waren es noch 54 %. Das zentrale Gefühl: Unsicherheit.
Angst, Unsicherheit – und der Wunsch nach Orientierung
Laut Deutsche-Bank-Report geben 54 % der Deutschen an, dass das Thema Altersvorsorge ihnen sogar Angst macht. Besonders Jüngere und Menschen mit niedrigem Einkommen fühlen sich überfordert. Nur 14 % haben umfassend privat vorgesorgt, obwohl 80 % wissen, dass die staatliche Rente künftig nur noch eine bessere Grundsicherung sein wird.
Die Diskrepanz zwischen Wissen und Handeln hat weniger mit Gleichgültigkeit zu tun, sondern mit Überforderung. 68 % empfinden Vorsorgeprodukte als zu kompliziert, 56 % wünschen sich Unterstützung bei Finanzentscheidungen. Das ist weniger ein ökonomisches als ein psychologisches Problem: Angst lähmt – und führt zu Aufschub statt Aktion.
Eigenverantwortung ja – aber bitte verständlich
Die Studie zeigt auch: Die Bevölkerung ist bereit, Verantwortung zu übernehmen. 58 % befürworten eine verpflichtende private Vorsorge, 74 % sprechen sich für Reformen der GRV im Sinne der Generationengerechtigkeit aus.
Das ist bemerkenswert. Denn es zeigt, dass Menschen grundsätzlich handlungswillig sind – wenn der Rahmen nachvollziehbar, fair und verständlich gestaltet ist.
Die politische Dimension ist ebenso deutlich: 86 % der Befragten trauen der Politik nicht zu, das Thema Altersvorsorge entschlossen anzugehen. Das Vertrauen verschiebt sich damit von staatlichen Institutionen hin zu individuellen Entscheidungen – und zu jenen, die Orientierung bieten können.
Beratung als Brücke zwischen Erkenntnis und Handlung
Ein Befund, der sowohl volkswirtschaftlich als auch verhaltensökonomisch interessant ist: 59 % der beratenen Personen schließen nach einem Gespräch tatsächlich ein Vorsorgeprodukt ab. Beratung schafft Vertrauen, weil sie Unsicherheiten auflöst. Sie übersetzt Komplexität in Verständlichkeit – und macht aus einem abstrakten Thema eine persönliche Entscheidung.
Allerdings zeigt der Report auch: 61 % der Befragten haben sich noch nie beraten lassen. Damit bleibt ein zentraler Hebel ungenutzt. Das bestätigt eine zentrale Erkenntnis der Verhaltensökonomie: Menschen treffen finanzielle Entscheidungen nicht auf Basis reiner Rationalität, sondern unter Unsicherheit. Orientierung ist dabei der entscheidende Faktor.
Fazit: Neutralität ist der Schlüssel
Der Befund der Studie lässt sich auf eine einfache Formel bringen:
Die Deutschen wissen, dass sie handeln müssen – aber sie wissen nicht, wie.
Neutrale Beratung kann diese Lücke schließen. Sie ersetzt Verkaufsinteressen durch Transparenz, hilft, Prioritäten zu setzen, und stärkt die Eigenverantwortung, ohne sie zu überfordern. Gerade in einem Umfeld wachsender Skepsis gegenüber Institutionen gewinnt unabhängige Beratung damit eine systemische Bedeutung: Sie stiftet Vertrauen, wo Strukturen brüchig werden.
Oder anders gesagt: Wer Menschen Orientierung gibt, stärkt nicht nur ihre finanzielle Zukunft – sondern auch das Fundament gesellschaftlichen Vertrauens.
Quelle:
Deutsche Bank: Altersvorsorge-Report 2025. So blicken die Deutschen auf die Rente.











